Partnerschaftsprobleme

Partnerschaft und Sexualität sind für nahezu alle Menschen wichtige Bereiche. In Studien wünschen sich mehr als 90 Prozent aller Befragten eine monogame, lebenslange intime Beziehung.
Doch kennen ebenfalls nahezu alle Menschen Probleme in Partnerschaften. Von behandlungsbedürftigen Partnerschaftsproblemen wird immer dann gesprochen, wenn einer oder beide Partner unter der Beziehungssituation leiden und dadurch gesundheitlich, beruflich oder familiär beeinträchtigt sind. Der Gedanke an Trennung oder Scheidung stellt nicht zwangsläufig ein Kriterium dar, kann aber ebenfalls ein Grund sein, um Behandlung für die Partnerschaftsprobleme aufzusuchen.

Forschungsergebnisse zur Entstehung von Beziehungsproblemen zeigen, dass diese meist erst im Laufe einer Beziehung entstehen. Bei Befragungen kurz nach der Eheschließung stufen die meisten Paare ihre Ehe als sehr glücklich ein und sehen das Risiko für eine Trennung bei nahezu 0 Prozent (trotz einer tatsächlichen Scheidungsrate in Deutschland von ca. 35 Prozent bzw. 50 Prozent in Großstädten). Die Zufriedenheit in Partnerschaften sinkt jedoch im Laufe der ersten zehn gemeinsamen Jahre kontinuierlich ab und erreicht manchmal nach der Geburt des ersten Kindes einen Tiefpunkt.
Bei allen Paaren hat die Kommunikation miteinander einen großen Einfluss auf das Erleben der Beziehung, und bei allen Paaren kommt es irgendwann einmal auch zu Konflikten. Bei unglücklichen Paaren hat sich in Untersuchungen gezeigt, dass diese in Streitsituationen dazu neigen, besonders negativ miteinander zu kommunizieren, und es ihnen nicht gelingt, den Kreislauf ungünstiger Kommunikation zu unterbrechen. Es kommt zu einem sogenannten »Teufelskreis« aus Anschuldigungen oder Vorwürfen und entsprechenden Gegenvorwürfen. Gottmans Theorie ehelicher Stabilität sieht das Verhältnis von positiver zu negativer Kommunikation als entscheidend für die Zufriedenheit einer Beziehung an. Unterschreitet dieses Verhältnis die Grenze von 5 : 1 (positive : negative Kommunikation), kippt der „Schalter“ um und die Beziehung wird von den Partnern als negativ erlebt. Die Kommunikation beeinflusst gemeinsam mit dem Erleben der Partnerschaft das Befinden der Partner.
So wird bei einem positiven Kommunikationsverhältnis die Partnerschaft und der Partner als positiv und angenehm wahrgenommen (»Oh, er bringt mir Blumen mit, obwohl nicht mal Valentinstag ist, und auch noch meine Lieblingsblumen!«), was ein beruhigendes Gefühl schafft (»Er macht sich Gedanken und bemüht sich um mich.«). Im Falle eines negativen Kommunikationsverhältnisses wird der »Schalter« zur negativen Seite umgelegt. Dann werden dem Partner nahezu ausschließlich negative Eigenschaften und Verhaltensweisen zugeschrieben (»Jetzt bringt er mir nur Blumen mit, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil er schon wieder zu spät nach Hause kommt!«) und unangenehme Gefühle entstehen(z. B. Ärger, Traurigkeit). Die gleiche Situation (Partner bringt Blumen mit) wird also in Abhängigkeit vom Erleben der Beziehung komplett unterschiedlich erlebt und bewertet.
Ist die Partnerschaft zur negativen Seite hin gekippt, entsteht durch die negativen Gedanken und Gefühle eine Distanz zwischen den Partnern und die gesamte Beziehungsgeschichte wird vom Paar nachträglich umbewertet (»Er hat eh noch nie Rücksicht auf mich genommen, von Anfang an hat er so viel gearbeitet, da hätte mir ja gleich klar sein müssen, dass sich daran nie etwas ändern wird«). Die Negativität steigert sich so weiter und wird stabiler und kann langfristig zur Trennung oder Scheidung führen.

In der Therapie wird Wert auf ein transparentes Vorgehen gelegt. Beide Partner sind also zu jedem Zeitpunkt der Behandlung über die Arbeit des Therapeuten informiert. Die Partner sollen durch die Therapie angeleitet werden, effektiv miteinander zu kommunizieren, Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen. Der Therapeut begleitet das Paar beim Erlernen dieser Kompetenzen, gibt jedoch keinerlei Ratschläge und fungiert auch nicht als Schiedsrichter. Anschließend erfolgt mit Hilfe der erlernten Fähigkeiten die Bearbeitung der Ursachen der Partnerschaftsprobleme.

Wie oben angeführt sind die in der Forschung ermittelten wesentlichen Faktoren bei Partnerschaftsproblemen die Kommunikationsmuster von Paaren. Die bereits mehrfach erwähnten Kommunikationsregeln sind nachfolgend kurz zusammenfassend dargestellt. Ihre Einhaltung erfordert einige Übung, jedoch können sie jedem Paar helfen, die gemeinsame Kommunikation (weiter) zu verbessern.

Nachfolgend sind die vier »apokalyptischen Reiter« in der Kommunikation, die möglichst
vermieden werden sollten, noch einmal kurz zusammengefasst:

(1) Provokationen (zynische Bemerkungen, Vorwürfe machen)
(2) Verteidigung (Vorwürfe abwehren, Gegenvorwürfe anbringen)
(3) Verachtung (Gemeinheiten, den Partner karikieren, lächerlich oder klein machen)
(4) Rückzug (den Partner ignorieren, sich abwenden, Kommunikation verweigern)

Ludwig Schindler, Kurt Hahlweg & Dirk Revenstorf (2007).
Partnerschaftsprobleme. Beziehungsprobleme meistern. Ein Handbuch für Paare (3. Aufl.). Heidelberg: Springer.

Guy Bodenmann (2005).
Beziehungskrisen: erkennen, verstehen, bewältigen (2. Aufl.). Bern: Huber.

Joachim Engl & Franz Thurmaier (2007).
„Ein Kick mehr Partnerschaft. Gelungene Kommunikation.
Damit die Liebe bleibt.“ [DVD]. Erhältlich über www.institutkom.de